Das neue Inschriftenprojekt CIVIS

Inschrift

CIVIS bietet die Chance, bei einem Wissenschaftsprojekt dabei zu sein. Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung sind die Bürger gefragt, um historische Inschriften vor allem im Stadtkern zu erforschen. Stadt- und Stiftsarchiv sind Partner. Mitmachen kann Jeder, Vorkenntnisse sind keine notwendig.

Spaziert man offenen Auges durch Klosterneuburg, so begegnet man zahlreichen Inschriften. Ob die Pestsäule am Stadtplatz, die „Frumbsäule“ am Kardinal-Piffl-Platz oder die 1690 verfasste Inschrift am Türstock des ehemaligen Berghofs an der Ecke Kierlingerstraße/Karl-Domanig-Gasse, das Stadtbild wird maßgeblich von Inschriftenträgern geprägt. Sie erzählen die lange und facettenreiche Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Ebenso facettenreich sind Inschriften als Medium der Wissensvermittlung; sie können gemalt, geritzt, gekratzt, geätzt etc. sein und sich auf beweglichen Objekten sowie an unbeweglichen Orten befinden. Zu finden sind sie sowohl im öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum, als auch in privaten Sammlungen und Wohnräumen. Von Stuckinschriften über Wandmalereien hin zu Gedenktafeln und Marterln, Klosterneuburg bietet eine Fülle von inschriftlichem Material, das es zu erforschen gilt.

Am 6. Mai fand eine Veranstaltung im Augustinussaal des Stiftes Klosterneuburg statt, geleitet vom Projektteam Andreas Zajic und Sarah Deichstetter. Rund 40 Interessierte kamen, um erste Einblicke in die Arbeit an und mit Inschriften zu gewinnen. Nach einer Einführung im Saal fand eine Begehung des Kreuzganges statt, wo mittelalterliche und frühneuzeitliche Grabplatten besichtigt wurden. Dabei konnte den Wissenschaftern bei der Inschriftenaufnahme – Abmessungen, Fotografie sowie Transkription der Texte – über die Schultern geschaut werden.

Das vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekt CIVIS (eine Abkürzung des Langtitels „Communities Intertwined: Visualising Inscribed Space“) befasst sich mit ebendiesen Inschriften, die im Stadtraum zu finden sind. Als Stadtraum ist der älteste Bereich Klosterneuburgs, also jener, der eingebettet in die ehemalige Stadtmauer liegt, zu verstehen. Ausgeweitet wird dieser jedoch Richtung Norden bis zum ehemaligen Augustiner-Chorfrauen- bzw. späteren Franziskanerstift St. Jakob, sowie im Süden bis zur Kirche St. Gertrud. Doch auch zeitlich relevante Inschriften außerhalb dieses Gebiets werden einbezogen.

Oft sind diese Texte in Hauseinfahrten, auf Holzdecken oder auf Dachböden versteckt – um sie zugänglich und erforschbar zu machen, benötigt das Projektteam daher die Hilfe von Klosterneuburger „Citizen Scientists“. Unter Citizen Science versteht man Forschung, die mithilfe von bzw. durch interessierte und kundige Laien durchgeführt wird. Die Durchführbarkeit des Projekts ist von der Mithilfe der lokalen Bevölkerung abhängig, die als Experten helfen können, Inschriften zu finden, zu erfassen und zu bearbeiten. Auch Fotos bzw. Zeichnungen von Inschriften, die nicht mehr erhalten sind, werden dankend aufgenommen.

Jene Inschriften, die vor 1683 n. Chr. angefertigt wurden, werden zusammen mit den Inschriften des Stiftes Klosterneuburg in gedruckter Form publiziert. Inschriften aus dem Zeitraum zwischen 1683 und 1800 werden auf einer Wikipediaseite gesammelt und zugänglich gemacht. Citizen Scientists sind herzlich dazu eingeladen, sich an all diesen Schritten – dem Sammeln, der Aufnahme, der historischen Recherche sowie der Onlinestellung – zu beteiligen.

Wer kann mitmachen?
Egal ob Hausbesitzer, die Inschriften in ihren eigenen vier Wänden haben, oder Bürger, die aufmerksam die Fassaden und verwinkelten Seitenstraßen der Stadt erkunden, jeder ist herzlich eingeladen, am Projekt mitzuwirken!

Wie kann man sich beteiligen?

  • durch das Zusenden von Fotos, Zeichnungen oder sonstigen Dokumentationen von Inschriften
  • durch das Sammeln historischer Informationen zu Gebäuden, Marterln etc.
  • durch aufmerksame Spaziergänge durch die Stadt und das Dokumentieren und Fotografieren von Inschriften durch die Mitarbeit an bzw. die Befüllung der Wikipedia-Seite

Was soll ich tun, wenn ich eine Inschrift finde?

  • fotografieren der Inschrift sowie des Objekts, auf dem sie sich befindet
  • genaue Dokumentation des Standortes/der Adresse
  • Informationen zur Zugänglichkeit vermerken ‒ befindet sich die Inschrift hoch auf einer Gebäudemauer, in einem versperrten Innenhof, etc?
  • falls möglich: Transkription/Abschrift des Textes, falls dieser zu erkennen ist
  • falls möglich: Abmessung der Objekt- und Inschriftengröße, bzw. ungefähre Schätzung der Objektgröße

Mit wie viel Aufwand ist zu rechnen?
Der Aufwand für die Citizen Scientists ist individuell zu bemessen, je nach Interesse und Kapazitäten kann dieser von einer einmaligen Meldung einer gefundenen Inschrift über eine ausführliche Dokumentationsarbeit mithilfe von Aufnahmeblättern hin zu längerer, intensiverer Mitarbeit an der Onlinestellung und Bereitstellung der Daten reichen. Jeder Beitrag ist wertvoll und hilfreich!

Interessierte Bürger, die Inschriften erforschen möchten bzw. schon im Stadtraum entdeckt haben, sind herzlich eingeladen, sich beim CIVIS-Team zu melden und an der Erforschung und Erschließung der Inschriften bzw. der Stadtgeschichte mitzuarbeiten. Bei Interesse wird um eine Kontaktaufnahme mit der Projektmitarbeiterin Sarah Deichstetter unter sarah.deichstetter@oeaw.ac.at gebeten.


19.05.2025

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